Der technikverliebte CIO ist ein Problem

Zum CIO kann man sich nicht ausbilden lassen. Es fehlt immer noch an einer Definition dieses Berufsbildes. Die Technische Universität in München hat jetzt einen Studiengang für den Chief Information Officer (CIO), den Chief Technology Officer (CTO) und IT-Berater eingerichtet. Projekterfahrung sollen die Studenten in CIO-Planspielen erhalten. Neben dem klassischen Informatikwissen soll auch ein Software-Entwicklungspraktikum durchlaufen werden. Ob dieses Angebot der organisatorischen Etablierung von IT und Prozess-Management in den Unternehmen dienlich sein wird, wird die Zukunft zeigen.

Vom Chief Information Officer zum Chief Process Officer (CPO) lautet die Devise. Das ist leichter gesagt als getan. Vielen CIOs fehlt der generalistische Blick und die Kommunikationsfähigkeit um als Berater im eigenen Unternehmen agieren zu können. „Was Hänschen nicht lernt lernt Hans nimmer mehr“ haben wir schon als Kinder gelernt. Viele IT-Manager die sich heute zeitgemäss CIO nennen sind eben die IT-Manager der ersten, zweiten oder dritten Generation, die nie die Welt der Informatik verlassen haben. Wolfram Jost, Vorstand der IDS Scheer AG, schlägt eine Rückbesinnung auf die 70-er Jahre vor: „Als damals Computer in die Unternehmen einzogen, übernahm in der Regel der Leiter Organisation die Verantwortung, denn mit der EDV veränderten sich Abläufe und Organisationskonzepte.“ Damit Informationstechnik und Betriebswirtschaft wieder zusammenfinden, plädiert Jost bereits seit Langem für eine Transformation des CIO zum CPO.

Ragnar Nilsson sieht das ebenso: „Der technikverliebte CIO ist ein Problem“. Der geschäftsführende Gesellschafter der Cioconsults Nilsson Executive-Consulting GmbH und frühere CIO kennt diese Situation nur zu gut aus eigener Erfahrung. „Auch wenn es nahe liegt, gibt es kein Zurück zum Leiter Organisation und DV.“ kommentiert Nilsson die aktuelle Diskussion. „Heute geht es vor allem um Unterstützung und Umsetzung der Firmenstrategie durch den Einsatz von Informationstechnologie.“

C)areer (I)s (O)ver ist andere Definition von CIO, „IT doesn’t matter“ behauptete Nicholas Carr und auch Wolfram Jost sieht einen Abstieg des IT-Managers. Heisst das nun das wir warten müssen bis die ersten Absolventen der eingangs beschriebenen Studiengänge Ihren Weg ins Berufsleben gefunden haben? Nein sage ich. Das Wissen über die Geschäftsprozesse im Unternehmen und das dazugehörige Organisations-Wissen lernt man nur im Unternehmen. Bei der Transformation seiner eigenen Rolle liegt die Herausforderung für den CIO vor allem darin, die „Beziehung“ von Prozessen und der dahinter liegenden Infrastruktur zu optimieren. In einer Welt des rasanten Wandels ist Change Management deshalb als die Chance des heutigen IT-Managers zu sehen, seine Rolle im Unternehmen nicht nur auszufüllen, sondern sich zu profilieren und die eigene Position zu stärken.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.

executivesymposium 2005