SAP Wartungspreiserhöhung

SAP sieht sich einer extrem kritischen Bewertung seines Vorgehens und des Umgangs mit seinen Kunden ausgesetzt. Die DSAG als Interessenvertretung der SAP-User hat sich des Themas intensiv angenommen. Um der SAP konstruktiv begegnen zu können, haben zudem zahlreiche SAP-Kunden die Initiative ergriffen um eine gemeinsame Stellungnahme zu erarbeiten, die von möglichst vielen weiteren betroffenen Unternehmen mitgetragen werden soll.

Das cioforum e.V. als einzige rechtsfähige Interessenvertretung von IT-Verantwortlichen im deutschsprachigen Raum beabsichtigt eine kritische Bewertung des Vorgehens der SAP gegenüber deren Kunden zu formulieren und damit auch die DSAG zu unterstützen.

Die Wartungspreiserhöhungspläne der SAP werden sehr kritisch gesehen und sind in zahlreichen Unternehmen ein gravierendes Thema bei laufenden Lizenzverhandlungen. Es bleibt abzuwarten , wie eine strategisch gut vorbereitete SAP auf den Widerstand seiner Kunden reagieren wird. Ohne Gesichtsverlust wird die SAP nicht einlenken können. Eine denkbare Möglichkeit wäre, offiziell an den 22% festzuhalten, im direkten Kontakt zu den Kunden jedoch individuell angepasste Konditionen zu gewähren, wie dies ja heute schon vielfach der Fall ist.

Budgets sind begrenzt und nur schwer zu erhöhen. Das Erhöhen von Wartungskosten reduziert jedoch das verfügbare Budget für neue Projekte und neue Anwendungen, was u.A. deutlich zu Lasten von Innovationsprojekten in den Unternehmen geht. Die angekündigte Wartungspreiserhöhung führt daher zu einer deutlichen Verschlechterung einer Argumentation zugunsten von SAP-basierten Lösungen in den Unternehmen:

Die Wirtschaftlichkeit in der Begründung einer SAP-Lösung wird signifikant schlechter, so das alternative Lösungen in Betracht gezogen werden. Nicht-monetäre Argumente bei der Entscheidung zugunsten einer alternativen Lösung gewinnen an Gewicht: Während in der Vergangenheit auch Argumente hinsichtlich Investitionsschutz, Integration und Stärke von SAP einen maßgeblichen Einfluss auf eine Entscheidung zugunsten einer SAP-basierten Lösung gehabt haben, kehrt sich dies nun ins Gegenteil um.

Es liegen uns Informationen von Unternehmen vor, die geplante Vorgaben aufgrund der neuen Kostensituation intensiv auf Wirtschaftlichkeit untersuchen. Ein negatives Prüfergebnis wird sicherlich Signalcharakter haben.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!

Nicht immer ist diese Alltagsweisheit richtig. Wer nicht auf den Mund gefallen ist, hat gute Karriere-Chancen heißt es zudem. So glauben viele Chief Information Officer und IT-Manager dem Argument vieler Personalberater, das ein Auftreten und Referieren bei Kongressen, Tagungen und sonstigen Versammlungen der berufsständischen Art der Karriereentwicklung dient. „Ich mache einen guten Job, rede viel darüber, dann werde ich schon von meinem nächsten Arbeitgeber bzw. vom beauftragten Headhunter entdeckt!“. Diese Rechnung vieler Führungskräfte geht jedoch längst nicht immer auf.

Wenn man sich das Referentenangebot der einschlägigen Anbieter einmal näher betrachtet, stellt man mit großer Verwunderung fest, daß es einen harten Kern von Rednern zu geben scheint, die immer und überall was zu sagen haben. Bei einigen Konferenzveranstaltern schmücken die stets gleichen Gesichter die Titelblätter. Ich bin immer wieder erstaunt, daß diese Herren nun wirklich zu ziemlich allem, was das IT-Themenspektrum hergibt, was zu sagen haben. Man ist geneigt zu glauben, daß die offerierten Redner auf der Pay-Roll des Veranstalters stünden! Erstaunlicherweise rekrutieren sich die Preisträger der vom jeweiligen Veranstalter vergebenen Awards dann der Einfachheit halber oftmals aus dem gleichen Kreise.

Berufsbedingt besuche ich eine Vielzahl berufsständischer Informationsangebote und treffe deshalb häufig auf den zuvor beschriebenen Personenkreis. Einmal abgesehen davon, daß die Profilneurose das einzig wirklich entwickelte Charakteristikum bei den zuvor beschriebenen Rednern zu sein scheint, ist es um die rhetorischen Fähigkeiten und/oder Presentation-Skills leider auch nicht immer zum Besten bestellt. (Die Damenwelt ist diesbezüglich löblicherweise bisher nicht in Erscheinung getreten!) Gepaart mit einer PowerPoint-Präsentation, die dem Zuhörer mitunter vierzig oder mehr Folien in dreißig Minuten um die Augen und Ohren schleudert, bringt die Audio-Spur des Referenten unweigerlich die Frage in mir auf: Was und wem soll das nützen?

Es hat sich gezeigt, daß übermäßiges Auftreten auf Veranstaltungen von Vorgesetzten nicht immer positiv und schon ganz und gar nicht karrierefördernd gesehen wird. Einige ehemals bundesweit bekannte CIO-Konterfeis haben sich einen neuen Arbeitgeber suchen müssen, u. A. deshalb weil sie in den Augen des Vorgesetzten mehr auf Tagungen zugegen waren als im eigenen Unternehmen. Wir sehen sie heute kaum noch, bzw. gar nicht mehr. Sie haben gelernt.

Ich erlaube mir Ihnen geneigter Leser hier und heute einen Rat zu geben: Dosieren Sie Ihre Auftritte, damit sich in Zeiten wackliger CIO-Stühle ihr Mitteilungsbedürfnis sich nicht negativ auf Personalentscheidungen Ihres Vorgesetzten auswirkt. Gegen 1-2 Vorträge pro Jahr ist nun wirklich nichts einzuwenden, aber wenn es 30 (!) und mehr werden, dann stellt sich die Frage ob man sinnvollerweise nicht gleich einen eigenen Fernsehsender gründet.
Machen Sie sich rar, lehnen Sie auch mal Anfragen ab. Weniger ist mehr, in jeder Hinsicht. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche und den Kern Ihrer Botschaft, was mit Sicherheit zu einem besseren Ergebnis bei Ihren Zuhörern und der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung Ihrer Kompetenz führt als die Überfrachtung mit unspezifischem Beiwerk und Dutzenden von Folien.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.

Dietmar Lummitsch wird neuer CIO der SICK AG

Dietmar Lummitsch, Chief Information Officer (CIO) der ALTANA Pharma AG in Konstanz und Mitglied des Vorstandes im cioforum e.V., wechselt zum 1. Januar 2007 als Mitglied der
Geschäftsleitung und CIO zur Waldkircher SICK AG.

Dietmar Lummitsch übernahm mit Wirkung vom 1. April 2004 die Position des Chief Information Officer bei der ALTANA Pharma AG in Konstanz mit direkter Berichtslinie zum Vorstand. Er verantwortete die weltweite IT Governance des Konzerns. Dietmar Lummitsch, Gründungs-Mitglied und Vorstand des cioforum e.V., war zuvor von 1999 bis 2004 CIO der TÜV Süddeutschland AG und in weiterer Funktion Geschäftsführer der TÜV Informatik und Consulting Services GmbH.

In seiner neuen Position bei der SICK AG berichtet er direkt an den Vorstand. Er wird sich zunächst um die globale IT Governance kümmern und ein Portfolio sowie eine Unternehmensarchitektur zur Unterstützung der Geschäftsprozesse aufbauen.

Die SICK AG ist einer der weltweit führenden Hersteller von Sensoren und Sensorlösungen für industrielle Anwendungen. Das 1946 gegründete Unternehmen mit Stammsitz in Waldkirch im Breisgau beschäftigt weltweit über 4.200 Mitarbeiter und erzielte 2005 einen Konzernumsatz von 594 Mio. EUR

Weiterführende Informationen unter http://www.cioforum.de

Das cioforum vereinigt in sich das Verständnis der Herausforderungen, der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Erfordernisse zur Erreichung eines werthaltigen Beitrags von IuK zu den ökonomischen Zielen eines Unternehmens. Mit Fokus auf das IT-Management in den großen Unternehmen und Organisationen, informiert und unterstützt das cioforum als erster rechtsfähiger Interessenverband seine Mitglieder im deutschsprachigen Wirtschaftsraum im Hinblick auf den strategischen Nutzen der Informations- und Kommunikationstechnologie.

Next Generation Sourcing: No more ownership

Sie kennen Nicholas Carr? Das ist der, der im Jahre 2003 in seinem Artikel in der Harvard Business Review behauptete: „IT doesn’t matter!“ Die kontroversen Diskussionen der letzten Jahre zu diesem Statement sind hinlänglich bekannt.

Während im Hintergrund ein WM-Spiel auf dem Fernseher übertragen wurde, hatte ich das Vergnügen mir von ihm bei einem kühlen Bier seine Prognosen persönlich erläutern zu lassen. Für alle diejenigen, die nicht wissen was seine Kernaussage ist, hier das Ganze auf einen Satz verkürzt: IT wird in der Zukunft eine Commodity werden wie heute der Strom. Und da alle das Gleiche nutzen (wie beim Strom) ist durch die reine Nutzung kein Wettbewerbsvorteil mehr zu erzielen.

Vor diesem Hintergrund stellten wir beide übereinstimmend fest das gegenwärtig sehr viel über die Industrialisierung der IT geredet wird und IT sicherlich in hohem Masse bereits eine „commoditization“ erreicht hat. Ich hielt ihm entgegen, dass das doch aber nichts Neues ist und eine ja fast zwangsläufige Entwicklung sei. Industrialisierung hat in der Vergangenheit in anderen Industrien eine lange Tradition und zeichnet sich immer durch zwei Entwicklungen aus: Automatisierung und Standardisierung. Erstaunlichweise folgen aber Qualität und Konsistenz nicht dem gleichen Muster. So zeigte eine Studie der Economist Intelligence Unit und Mercury, dass in mehr als 50% der Unternehmen lediglich in einer von zwei Initiativen das angestrebte Ergebnis in Bezug auf die betriebswirtschaftlichen Ziele erreicht wurde.

Carr ist der Meinung, dass hier eine rasante Entwicklung im Gange ist. Die Outsourcing-Unternehmen boomen, und nicht nur die Indischen wie Tata, Wipro, Infosys, Satyam etc. liefern ein Rekordergebnis nach dem Anderen. Gleichzeitig entwickeln diese Unternehmen jedoch eine hohe Service- und Prozessqualität, die auf der Grundlage ihrer industriellen Erfahrungen umgesetzt werden kann. Daher meint er, dass es doch gar nicht so abwegig ist, das im „Next Generation Sourcing“ die Unternehmen nicht oder zumindest kaum noch die entsprechenden IT-Infrastrukturen besitzen werden. „No more ownership“.

Alles richtig, erwiderte ich. Woran liegt es dann aber, dass so viele Möglichkeiten zu einer weitergehehenden Industrialisierung der IT nur zögerlich genutzt bzw. umgesetzt werden, insbesonders im Application Service Providing (ASP)? Der zentrale Schritt sei, so seine Antwort, der „jump“ von der Applikationsorientierung zur Produktorientierung. Das müssten die Unternehmen noch mehr verinnerlichen. Die Komplexität dieser „Produkte“ erhöht sich proportional zur Geschäftsorientierung der Produkte. Und das sei der Grund, warum beispielsweise das Business Process Outsourcing gegenwärtig nur zögerlich von den Unternehmen genutzt wird. Unser Gespräch endete wie das Fussballspiel:

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.

Deutschland braucht eine IT-Heimatstrategie!

Ich höre mir oft, gerne und interessiert Vorträge an. Diese Woche war ich zu einem Vortragsabend des „Economic Forum Deutschland gemeinnütziger Verein der deutschen Wirtschaft“ eingeladen.

Es war ein Abend der besonderen Art.

Zu Beginn wurde vorgelesen welche „Spitzenkräfte aus Politik und Wirtschaft“ leider nicht kommen konnten und sich mit „grossem Bedauern“ entschuldigen liessen. 12 von 32 auf der Teilnehmerliste genannten Personen nickten verständnisvoll beeindruckt in Richtung der beiden Gastgeber. Gemeinnützig, überparteilich und unabhängig sei man und es geht in erster Linie um die Umsetzung hehrer Ziele sowie um den Standort Deutschland. Mit Unterstützung der deutschen Führungskräfte hat man Grosses vor: Eine brillante Zukunft für Deutschland und seine Bürger liegt in greifbarer Nähe. Eine Zukunft, in der deutsche Institutionen und Unternehmen sich in globalen Märkten entfalten. Unternehmen aus vielen Ländern der Erde warten auf die Möglichkeit, in Deutschland zu investieren, um mitzuwirken bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Modernisierung der deutschen Wirtschaft. Ausländische Partner warten auf deutsche Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen dorthin exportieren werden. Europa wird größer und stärker. Große Aufgaben warten auf deutsche Führungskräfte aus Wirtschaft und Finanz, Ingenieure und Wissenschaftler. Soviel zum Mission Statement.

Die Gästeliste des Abends rekrutierte sich überwiegend aus der IT-Industrie. Elke Hoppe, die Mit-Gründerin und „Thought Leaderin“ dieser Initiative erklärte dann den verdutzten Anwesenden mit inbrünstiger Überzeugung: Deutschland braucht eine IT-Heimatstrategie! Hatte ich richtig gehört? Ja, es war kein Hörfehler. Bis zu diesem Zeitpunkt gingen Begriffe wie Think Tank, National Leadership nebst korrespondierendem Award, Task Force und Keynote-Speaker durch den Raum. Und jetzt mal was richtig Deutsches: Eine Heimat-Strategie!! Der Mann der sich das alles ausgedacht haben dürfte, Paul Gregory Dolan, ein netter, höflicher älterer Herr aus den USA der nach 30 Jahren als Consultant in Deutschland offensichtlich den Draht zur Heimat nicht verloren hat und Missionarisches in sich entdeckt zu haben scheint. Homeland!? Wenn ich heute das Wort höre, sehe ich einen Mann vor mir, der beruflich vor fünf Jahren in die Fussstapfen seines Vaters getreten ist, die rechte Hand auf sein Herz gelegt hat und respektvoll die Fahne seines Landes betrachtet.

Aber zurück zur Aufforderung der Gastgeberin, die uns dann auch noch mehrfach J.F. Kennedy’s berühmten Ausspruch ans Herz legte: Frage nicht was Dein Land für Dich tun kann, frage was Du für Dein Land tun kannst! Ich jedoch fragte mich erst einmal, was denn eine „IT-Heimatstrategie“ sein soll. Im anschliessenden Gespräch bat ich um nähere Erläuterung. Die „Think Tanks“ dieses Economic Forum beschäftigen sich mit Leadership in verschiedenen Branchen wurde mir erläutert, u.A. Informationstechnologie, IT-Services und Multimedia. Auf meine Fragen, die mir ein besseres Verständnis des angestrebten Wirkungsgrades verschaffen sollten, wurde mir jedoch erklärt, dass man darüber in der Öffentlichkeit nicht reden könne. Die Satzung könne natürlich auch nicht so ohne Weiteres eingesehen werden und natürlich sind die Mitglieder des ThinkTanks als auch die Themen als streng vertraulich zu behandeln sind und dürfen nur mit Abstimmung des jeweiligen Think Tanks an die Öffentlichkeit gebracht werden. Selbstverständlich wurde aber postwendend darauf hingewiesen, dass ich ja zahlendes Mitglied dieses „ökonomischen Forums“ werden könne. Man habe mittlerweile aber eine Marktdurchdringung, die auf höchster Ebene sowohl in Politik als auch in der Wirtschaft anerkannt sei. Es sollte für jeden eine Ehre sein dort mitarbeiten zu können. Und wenn ich denn den Mitgliedsantrag unterschreibe, würde ich auch die gewünschten Informationen erhalten. Zwischenzeitlich könne ich mich ja auf der Homepage informieren. Ich verabschiedete mich höflich.

Wissen Sie woran ich denken musste, als mich auf den Nachhauseweg machte: Die Münchner Lach- und Schiessgesellschaft.

Staat und IT

Vor zwei Wochen habe ich mit mit einer Delegation europäischer Medienvertreter einen der vier grössten IT-Dienstleister Indiens in Hyderabad besucht. Am Rande der Gespräche hatten wir Gelegenheit mit der Leiterin des „Information Technology and Communications Department“ der Regierung des Bundesstaates Andhra Pradesh zu sprechen. Ich war beeindruckt, sehr beeindruckt sogar. Was kann einen Deutschen in Sachen Staat und IT beeindrucken und dann noch in Indien, werden Sie fragen? Ich werde es Ihnen gleich erläutern, aber lassen Sie mich kurz abschweifen.

In Bezug auf die heutigen technologischen Möglichkeiten und den tatsächlichen Nutzungsgrad in unserer staatlichen Verwaltung, insbesondere in der Interaktion mit seinen Bürgern, stehen wir im Vergleich (nicht nur) mit einem Land wie Indien meiner Meinung nach manchmal sehr schlecht dar. Gemessen an den teilweise gigantischen Summen die in unserer öffentlichen Verwaltung in IT-gestützte (Verwaltungs-)Prozesse investiert werden und dem unverhältmässig geringem Nutzen für den Bürger können einem manchmal Tränen in die Augen kommen. Nach einer Bestandsaufnahme hatte die Bundesregierung im Jahre 2001 einen Umsetzungsplan für das gesamte Dienstleistungsspektrum der Bundesverwaltung beschlossen, das Projekt BundOnline 2005. Die Bundesregierung beabsichtigte alle internetfähigen Leistungen der Bundesverwaltung online bereitzustellen. Mit BundOnline 2005 sollten Bürger und Wirtschaft die (Dienst-)leistungen des Staates „einfacher, schneller und kostengünstiger“ in Anspruch nehmen können. Jetzt sind wir im Jahre 2006. Vieles ist realisiert worden, das will ich in keiner Weise schmälern. Was im Einzelnen aber erfolgreich umgesetzt wurde, in welchem Umfange und was noch zu tun ist, darüber höre ich nichts mehr? Diese Fragen kann ich mir selbst beantworten wenn ich im Internet suche oder mir aufwendig gestaltete Broschüren der jeweiligen Behörden schicken lasse. Mich stört in unserer staatlichen Verwaltung der nicht vorhandene oder nur im Ansatz vorhandene „Kundenfokus“. „Das Einzige was stört ist der Kunde!“ hat Edgar Geffroy vor einigen Jahren geschrieben. Viele Staatsdiener scheinen sich diesen Buchtitel verinnerlicht zu haben.

Die Bedeutung von Kundenfokus scheint man in Indien offensichtlich erheblich besser zu verstehen als bei uns. „The Government of Andhra Pradesh is determined to leverage its strength in IT to provide convenient anytime anywhere citizen services.“ wurde uns erklärt. Gemessen an dem extrem engen finanziellen Spielraum die Länder wie Indien in dieser Hinsicht haben, sind die aufgezeigten Ergebnisse formidabel. Und täglich liest man in der indischen Presse was erfolgreich umgesetzt wurde, in welchem Umfange und was noch zu tun ist. Und das wars was mich beeindruckt hat. Ein indischer Bundesstaat in der Grösse Deutschlands hat es darüber hinaus mit tatkräftiger Unterstützung seiner Regierung geschafft, so etwas wie das „Back Office“ der Welt zu werden. „Früher wurden Städte und Zivilisationen an den Ufern von Flüssen errichtet, heute dort wo die Bandbreite ist.“ hat man in Indien erkannt. Vielleicht bräuchten wir auch ein „IT- und Kommunikationsministerium“.

Blog & Management

Wissen Sie was ein Blog ist? Sie lesen gerade einen. Ein Blog kann ein persönliches Tagebuch, ein Rednerpult, ein Raum für Zusammenarbeit, eine politische Bühnesein. Ein Ventil für Nachrichten. Eine Sammlung interessanter Links. Ihre ganz privaten Gedanken. Notizen für die Welt. Ihr Blog kann all das sein, was Sie daraus machen wollen. Es gibt Millionen von Blogs, in allen Formen und Größen, und es gibt dafür keine wirklichen Regeln. Einfach ausgedrückt, ist ein Blog eine Website, auf der Sie fortlaufend Beiträge veröffentlichen. Neue Beiträge stehen ganz oben und werden von Ihren Besuchern zuerst gelesen. Anschliessend schreiben diese einen Kommentar dazu, verlinken darauf oder schicken Ihnen eine E-Mail. Oder auch nicht.

Nun können wir hier und da lesen, das ein solches Internet-Tagebuch ein nützliches Instrument für das (Top-)Management, sein soll. Ist das so und wenn ja warum? Bei vielen namhaften IT-Unternehmen können Sie und ich heute über ein Blog auch mit den Führungskräften kommunizieren. Die Themenauswahl ist nicht festgelegt. Sicherlich sieht der COO von SUN, Jonathan Schwartz, mehr Sinn in der Diskussion eines für ihn geschäftsrelevanten Themas mit seinen Kunden, Mitarbeitern, Partnern etc. Aber auch andere Themen werden im Blog diskutiert: So erzählt der spanische Entrepreneur Martin Varsavsky (ehem. EinsteinNet) in seinem Blog u.A. von den Erfahrungen in einem bestimmten Hotel oder über das nach seiner Meinung zum Medienzirkus mutierte World Economic Forum in Davos. Ich finde das gut und sich dieser Kommunikationsform zu verschliessen sei sogar riskant meint Jonathan Schwartz. Seine Vorhersage, das die meisten von uns in zehn Jahren mit einer breiten Öffentlichkeit über Blogs kommunizieren werden, sehe ich jedoch eher skeptisch. Gerade das Management leidet doch unter chronischem Zeitmangel. Authentizität ist aber oberstes Gebot, d.h. man muss seinen Blog schon selbst schreiben und nicht schreiben lassen! Und dann wird die Bloggerei vielleicht doch schnell in der Prio-Liste weit nach hinten rutschen, vermute ich. Dennoch kann ich Sie nur ermuntern, wenn Sie die Zeit haben, ein eigenes Blog zu führen. Das Allerwichtigste aber ist, dass Sie auch Stellung beziehen und auf die Kommentare Ihrer Postings antworten. Nur so entsteht eine lebendige Kommunikation.

Seit dem nunmehr fast fünf Jahre ersten Erscheinen von Blogs haben diese dem Internet eine neue Kommunikationsform beschert, manchmal auch die Politik beeinflusst, den Journalisten zum Nachdenken angeregt und Millionen Menschen die Möglichkeit gegeben, mit Anderen wo auch immer in der Welt zu kommunizieren. Und ich bin ziemlich sicher, dass das Ganze gerade erst anfängt.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.

Der Staat und die digitale Gesellschaft

Der digitale Markt (Unterhaltungselektronik, Telekommunikation und Medien) startet durch und befindet sich in einem regelrechten Höhenflug. Insbesondere im Bereich der Unterhaltungselektronik wurden die Umsatzprognosen in 2005 deutlich übertroffen.

Das Internet und das Mobiltelefon haben in den vergangenen Jahren unsere Lebens- und Arbeitsgewohnheiten so nachhaltig verändert wie kaum eine andere technologische Entwicklung. Sie sind aus unserem Privat- und Geschäftsalltag nicht mehr wegzudenken. So ist das Einkaufen im Netz für uns selbstverständlich geworden. Nahezu alles lässt sich einfach und schnell online kaufen und immer mehr auch mobil bezahlen. Gleichzeitig verändern sich dadurch auch unsere Kommunikations- und Informationsgewohnheiten. Kommunikation und Information als Lebenselexier einer menschlichen Gemeinschaft. Durch diese Veränderungen werden sich zwangsläufig auch gesellschaftliche Veränderungen ergeben.

John Mahoney von Gartner empfiehlt den IT-Managern sich mit SpielekonsolenGoogle Earth, webbasierten Mini-Anwendungen oder Podcasting zu beschäftigen. Sicherlich nicht aus Gründen der Entspannung, sondern vor einem ernsthaften Hintergrund. Ich teile Mahoneys Einschätzung, dass IT-Verantwortliche die Bedeutung des Internets bisher eher unterschätzten. Die zweite Internet-Revolution zeichnet sich nicht nur ab, sie hat begonnen. Wie ich eingangs sagte, bestimmen Internet und Mobiltelefon unseren Alltag. Und deshalb müssen CIOs und IT-Manager nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die sozialen Dimensionen des Netzes genau kennen. Darüber sollte das IT-Management gut informiert sein und die Geschäftsleitungsebene entsprechend unterrichten und auf dem Laufenden halten.

„Digitale Geräte bieten dem Kunden einen echten Mehrwert.“, kommentierte der BITKOM-Geschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder die EITO Analysen 2005. Der Markt für analoge Produkte bricht regelrecht ein. Weniger als ein Viertel des Gesamtmarktes entfallen noch auf Röhrenfernseher, Videorekorder oder klassische HiFi-Anlagen. Beim terrestrischem Digital-TV schneidet Deutschland im europäischem Vergleich überdurchschnittlich gut ab, demnach würden nur noch knapp 5 % der deutschen Haushalte per Antenne fernsehen. Für die Telekommunikation wird bis zum Jahr 2009 ein Wachstum von 5% pro Jahr prognostiziert. Das höchste Wachstum auf dem digitalen Markt erzielten im Jahr 2005 MP3-Player mit einem Umsatzplus von 98 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro.

Führt uns der digitale Aufbruch in eine neue Welt? Ich denke ja. Was mir jedoch Kopfzerbrechen bereitet ist die soziale Ordnung, die politische, ökonomische und rechtliche Seite hinsichtlich dieser Entwicklung. Ich plädiere dafür, Begehrlichkeiten der Politik und des Staates weitestgehendst einzuschränken. Die schwierige Aufgabe, Veränderungen gewachsener Rechtsordnungen in einem transparenten, nachvollziehbaren Rahmen an die neuen technischen Gegebenheiten und den damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen, ist die grosse Herausforderung für den Staat.

Claudia von Fuchs,
Leitung Internet und Neue Medien, Staatl. Lotterieverwaltung in Bayern

cioforum e.V.

Mittelstand und IT in 2006

Es ist alles schon gesagt worden, nur noch nicht von allen!
sagte einst Karl Valentin. Würde er noch leben, wäre er vielleicht in Diensten des einen oder anderen Analysten. Jedes Jahr im Januar könnte man geneigt sein zu denken, dass eben diese Analysten Karl Valentins Weisheiten Weihnachten auf dem Gabentisch hatten und sich so wieder motivierten. Aber Spass beiseite.

Was wird uns in 2006 beschäftigen? Was sagen die Auguren?

Lassen Sie es mich einmal durch die Brille eines IT-Leiters oder CIOs betrachten. Der IT-Leiter eines Mittelstandsunternehmens sieht sich den gleichen Aufgaben gegenübergestellt wir der CIO in einem grossen Unternehmen oder Konzern. Das war nicht immer so. Business Process Management (BPM), Sicherheit und natürlich der betriebswirtschaftliche Nutzen der Informationstechnologie werden die wesentlichen Punkte sein, auf die er sein Augenmerk wird richten müssen.

Und dann haben wir da noch das hautpsächlich von Konferenzveranstaltern und Fachpresse getriebene Thema SOA (Service Orientated Architecture). Das Thema service-orientierte Architekturen wird in letzter Zeit zunehmend kontroverser diskutiert. Neuerdings hören wir immer häufiger, SOA ist kein Technologie- sondern ein Managementkonzept. Strategie oder Hype? Ich sehe es mehr als Hype. Das gleiche gilt für das Thema Compliance, insbesondere Sarbanes-Oxley (SOX). Für die 18 deutschen Unternehmen, die an amerikanischen Börsen notiert sind, ist SOX sicherlich ein ernstes und kostenintensives Thema. Auch bei uns in Deutschland ist das Thema Compliance von grosser Wichtigkeit, ich würde es jedoch nicht als eines der vorherrschenden Themen für 2006 sehen.

Eine bemerkenswertes Statement hören wir von John Mahoney von Gartner. Er warnt davor, das Internet zu unterschätzen. Er sieht eine zweite Internet-Revolution am Horizont erscheinen. Das Internet hat zwischenzeitlich unser Leben grundlegend beeinflusst und verändert. Mahoney sieht neben den technologischen Aspekten auch zunehmend die sozialen Dimensionen des Internets im zwingenden Fokus des IT-Managements, egal ob Mittelstand oder Konzern. Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft und in der IT-Industrie werden einen immensen Einfluss auf die IT-Organisationen haben. Die Faktoren in Bezug auf Wirtschaft und Gesellschaft sind Themen wie Globalisierung, Unsicherheiten in sozialer und politischer Hinsicht, demographische Veränderungen und dies alles auch noch in den jeweiligen regionalen Ausprägungen. Das bringt uns neue Möglichkeiten, einhergehend jedoch mit Herausforderungen und vielleicht sogar Bedrohungen. Bisher wurde diesbezüglich die Bedeutung des Internets unterschätzt.

Die derzeitigen Verkaufszahlen im Bereich der digitalen Unterhaltungselektronik lassen auch den Konsumenten in den Augen der Hersteller eine neue Bedeutung erlangen. Könnte es sein, das in noch nicht allzu langer Zeit die Hersteller mehr Umsätze im Consumer-Segment als bei ihren bisherigen Geschäftskunden machen? Ganz so abwegig ist diese Einschätzung meines Erachtens nicht.

Trends sind nicht verbindlich, doch geben uns diese Einschätzungen hilfreiche Anhaltspunkte. Machen Sie das beste draus.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.

executivesymposium 2005

Die Ware CIO

Wir schreiben das Jahr 2005, Weihnachten steht vor der Tür. Wie jedes Jahr um diese Zeit ist es die Zeit nachzudenken, über sich, über die Gegenwart, über die Zukunft, über das Gestern und über seine Umwelt.

Lassen Sie uns ein wenig über die Umwelt des Chief Information Officer (CIO) nachdenken. Mit der Umwelt meine ich nicht Umwelt im ökologischen Sinne, sondern die Menschen mit denen diese Berufsgruppe berufsbedingt überwiegend und tagtäglich zu tun hat:

Die Kunden, die Lieferanten und die sog. Fachwelt.

Da sind einmal seine Kunden, d.h. die Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen, die mit ihrer Zuneigung für ihn sehr sparsam umgehen und ihm das Leben schwer machen.

Und dann sind da die Lieferanten, die ihn meistens auch nicht lieben, aber das gekonnt zu verbergen wissen, denn Sie wollen ihm ja etwas verkaufen. Das klappt aber nur noch mit deutlich erhöhtem Aufwand. „Anhauen, umhauen, abhauen“: Das war einmal, auch die schönste Zeit geht einmal vorbei. Das Einzige was da stört ist eben der Kunde: Er will nicht mit Ihnen reden und wenn überhaupt dann nur, wenn CIO es für nötig hält. Hinsichtlich der Notwendigkeit von Aufträgen und Bestellungen hat er meistens zudem noch eine andere Meinung, was verständlicherweise dem Quartalsziel nicht immer zuträglich ist.

Und dann ist da die Fachwelt, die Presse, die einschlägige des Faches, die immer alles weiss, frühzeitig, rechtzeitig, allumfassend und uns allen erzählt wie hilfreich sie doch ist. Nach meiner Meinung hat sie ein ausgeklügelt kultiviertes ambivalentes Helfersyndrom entwickelt und zwar in Richtung unserer CIOs und zugleich auch seiner Lieferanten.

Befragen wir das Orakel der Neuzeit nach dem Begriff Helfersyndrom so lesen wir:
„Das Helfersyndrom steht für Verirrung in einen Altruismus, der keiner ist und niemandem gut bekommt, auch nicht denen, denen geholfen werden soll, denn Menschen mit Helfersyndrom neigen dazu, Hilfsbedürftigkeiten in Abhängigkeiten und Schuldgefühle zu wandeln. Altruismus bedeutet Selbstlosigkeit. Die Selbstlosigkeit gilt in vielen Kulturen als höchste Tugend und besagt, dass das Wohl anderer dem eigenen Wohl vorgehen solle.“ Zitat Ende. Selbstlosigkeit leuchtet uns allen in zwischenmenschlichen Beziehungen ein. Warum aber soll die Fachpresse selbstlos sein? Na weil sie ambivalent ist und daraus Nutzen schlägt, grossen Nutzen. Im Lexikon lesen wir: „Unter Ambivalenz wird das Nebeneinander von gegenteiligen Gefühlen, Gedanken und Wünschen verstanden. Es handelt sich hierbei also um ein „Sowohl/Als auch“ von Einstellungen, sodass Ambivalenz oft auch als „Doppelwertigkeit“ bezeichnet wird.

Die Ware CIO hilft der einschlägigen Presse des Faches ihre anhaltend mageren Ergebnisse aus dem Print-Geschäft aufzubessern. Hinter dem Feigenblatt von Matineen und Strategietagen getarnt, füllt man sich stillschweigend das eigene Säckel.

Beispiel Hamburger Strategietage: Die Platinhilfe des veranstaltenden Verlages kostet einem Anbieterunternehmen satte 54.000, die Goldige a bisserl weniger, 37.000 und Silber immerhin noch 26.000. Und für so manche morgendliche Zusammenkunft mit abschliessendem Mittagessen blättern die Anbieter zwischen 25.000 und 44.000 auf den Tisch, Mehrwertsteuer selbstverständlich nicht enthalten.

Der gute Mensch hilft sich also selbst zuerst. Sonst kann er ja nichts für andere tun. Wem die Hilfe nützt, ist ergo eine Frage der Perspektive. „Grau, mein Freund, ist alle Theorie, grün ist nur das Business!“ sagt die Berliner Künstlerin Antje Schiffers. Recht hat sie, die Gute.

Und mit der Ware CIO wird Business gemacht.

Das die häufig irrelevanten Informationen in den Vorträgen nicht einmal den Bedürfnissen eines CIOs gerecht werden überhören die Veranstalter unauffällig. Klare Interessen, der gute alte Eigennutz. Egal in welcher Ausprägung, ein Thema steht im Vordergrund: Wie lässt sich mit dem CIO möglichst viel Geld verdienen? Damit aber auch der was davon hat, wird dann alljährlich aus dem Kreise der ewigen Getreuen der Macher des Jahres gewählt. „There is no business without show business“. Früher gab man den Zugpferden ja auch ein Zuckerl.

Lieber CIO, Du hast Dir einst selbst geholfen und nicht darauf gewartet, dass Dir irgendjemand mit Helfersyndrom helfen wird. Du hast entschieden was getan wird und was richtig oder falsch ist. Do it again! Got the message?

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.

executivesymposium 2005