Warum DaimlerChrysler’s „PC Global“ scheitern musste

Es hörte sich alles so einfach an: DaimlerChrysler lagert den weltweiten Betrieb von seinen mehr als 150.000 Desktops an HP aus. Geschätztes Volumen des „PC Global“ betitelten Projekts: ca. eine halbe Milliarde Euro. Für die Stuttgarter Autobauer sollte die Infrastruktur angeglichen und damit die IT-Kosten gesenkt werden. Das Asset-Management, also das Bestands-, Problem- und Qualitätsmanagement, sollte HP übernehmen. Der Hersteller hoffte damit auf den Sprung an die Spitze unter den Auslagerungsspezialisten.

Nach monatelangen Verhandlungen wurde im Februar 2003 der Vertrag unterschrieben. Doch die Pilotphase endete ernüchternd: HP war es nicht gelungen, die Vorgaben hinsicht-lich einheitlich konfigurierter PCs zu erfüllen, unabdingbare Systeme wie etwa für das Asset-Management oder das Ordering standen nicht zur Verfügung. Aber auch auf Seiten von DaimlerChrysler gab es Versäumnisse: so habe es ständig wechselnde Anforderungen des Managements gegeben, während auf Bedürfnisse einzelner Business Units, wie zum Beispiel der Mercedes Car Group, nicht eingegangen worden sei. Schließlich platzte der Deal im November – nachdem Kosten in Höhe von 10 bis 15 Millionen Euro entstanden waren.

In der Regel gibt es für das Scheitern solcher Projekte eine Vielzahl von Begründungen. Eines geht aber aus der wachsenden Anzahl ähnlicher Fallstudien ganz deutlich hervor: Die umfangreiche und heterogene IT-Landschaft moderner Unternehmen in die Hand eines ein-zigen Dienstleisters zu legen, erhöht nicht nur die Verhandlungsposition des Unternehmens, sondern eben auch das Projektrisiko. Wenn es sich bei dem Vorhaben um für das Unter-nehmen lebenswichtige Prozesse handelt, kann das Einsparpotenzial das Risiko bald nicht mehr rechtfertigen. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich daher für ‚Select-Sourcing‘, wobei einzelne Komponenten eines Projektes an verschiedene Dienstleister vergeben wer-den. Dadurch behält das Unternehmen ein Maß an Steuerungsmöglichkeit und Kontrolle bei gleichzeitig diversifiziertem Gesamtrisiko.

Darüber hinaus müssen Unternehmen flexibel auf veränderte Marktsituationen reagieren und für jede Anforderung den geeignetsten Anbieter auswählen können. Wer die gesamte Verantwortung nur einem Hersteller übergibt, mag dieser auch auf seinem Gebiet noch so kom-petent sein, beschränkt seinen Handlungsspielraum. So erkaufte Kostenreduzierung kann schnell sehr teuer kommen.

Caspar Graf von Preysing,
Chief Technology Officer,
Comprendium Leasing (Deutschland) GmbH