In diesen Tagen schickt sich eine Handvoll Microsoft-Junkies in Business-Anzügen an, „IT-Verantwortliche von Unternehmen, Behörden und anderen Institutionen“ dazu zu bewegen, einem im Sommer gegründeten Verein namens Microsoft Business User Forum e.V. (MBUF) beizutreten. Man will „im Austausch untereinander sowie im Dialog mit Microsoft für IT-Lösungen arbeiten, die unseren Geschäftsprozessen gerecht werden ? praxisnah, ideologiefrei und partnerschaftlich. So trägt unsere Arbeit dazu bei, auch Ihre Investitionen in Microsoft-Lösungen zu sichern,“ heisst es auf der Homepage. „Die Kooperation mit dem Microsoft Business User Forum markiert für uns eine neue Dimension der Partnerschaft mit unseren Kunden“, sagte Jürgen Gallmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Microsoft Deutschland GmbH, anlässlich der Vertragsunterzeichnung,“ heisst es weiter. Sicher hat auch Microsoft erkannt, dass es nicht reicht nur über den Kunden zu sprechen – sondern auch mit Demselbigen, zumal wenn sich dieser anschickt öffentlich Stellung zu beziehen.
Ja was glauben Sie denn, was der von mir sehr geschätzte Jürgen Gallmann Anderes hätte sagen können/sollen!!?? Der Kunde hat immer Recht und man hört sich seine Vorschläge grundsätzlich immer an. Und wieder einmal bewahrheitet sich die schon oft von mir zitierte Weisheit: Was Du nicht vermeiden kannst musst Du Lenken. Neudeutsch heisst das übrigens Kooperationsvertrag. Und ob Microsoft lenken wird, daruf können Sie wetten! Und wenn es denn dem positiven Image dient wird auch schon mal ein Bill Gates als Redner für einen mbuf Info Day 2005/01 in Aussicht gestellt und den geplanten Arbeitsgruppen des MBUF ein Experte von Seiten Microsofts zur Seite gestellt.
Infrastrukturanbieter wie beispielsweise SAP, Oracle und IBM/Lotus haben eine „User Group“. Und jetzt auch noch Microsoft. Wir alle, vor allem wenn wir aus einem der grösseren Unternehmen in diesem Lande kommen, haben wahrscheinlich mehr oder weniger alle genannten Anbieter im Haus. Ich frage mich, warum und wozu jetzt noch diese Initiative? IT-Verantwortliche von Unternehmen, Behörden und anderen Institutionen müssen nicht wissen wie es geht, sie müssen wissen und sicher sein, dass es geht. Die Agierenden dieses Clubs werden daher vermutlich genua diejenigen sein, die wissen wie es geht, nämlich die operative Ebene, das sind aber in der Regel nicht die Entscheider. Es ist daher davon auszugehen, dass es der MBUF genausowenig wie beispielsweise der DSAG gelingen wird, die CIOs bzw. die IT-Entscheiderebene in den Unternehmen mit ihren Anliegen zu erreichen und dem von Ihr postulierten Anspruch gerecht zu werden.
Das MBUF ist überflüssig weil es ausser Microsoft niemanden wirklich dient. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es dem MBUF nicht gelingen wird, wirklich quantifizierbaren Nutzen für seine noch zu findenden Mitglieder zu generieren. Zumal der amtierende Vorsitzende Wolfgang Berchem erklärt, dass es ein Anrecht als „Kunde von Microsoft“ auf eine Teilnahme generell nicht gibt. Ja wen will man denn als zahlendes Mitglied überhaupt gewinnen??
Als der verstorbene Frank Zappa in den Sechzigern das berühmte Cover-Konzept des Beatles-Albums „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ kupferte, nannte er das im Aussehen verblüffend ähnliche neue Werk der „Mütter der Eingebung“ unumwunden: „We Are Only In It For The Money„.
Ich mag solche Ehrlichkeit.
Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.