Career is over?

Sie alle kennen die etwas andere Deutung der Abkürzung von CIO. „CIO am Scheideweg?“ und „Der CIO macht Platz für sich selbst“ schliesst sich von der Aussage zumindestens dieser Vorhersage an. Diese Statements konnten wir unlängst in der einschlägigen Fachpresse nachlesen. So wird beispielsweise orakelt, dass „wenn die Business-orientierte Sicht auf die Rolle des CIO sich durchsetzt, es bald die Position des CIO nicht mehr geben wird“ oder „das diese sich teilen werde in einen prozess- und businessorientierten Part einerseits und einen infrastrukturellen andererseits“. Ich halte diese Prognose/n mit Verlaub für unwahrscheinlich.

Es ist richtig, das sich die CIOs und die IT-Organisationen im Besonderen jetzt und in der Zukunft auf ihren Beitrag zur Unterstützung der Geschäftsergebnisse werden fokussieren müssen, ich betone MÜSSEN. Richtig ist auch, dass CIOs mehr und mehr in ihren Unternehmen dazu beitragen MÜSSEN die relevanten Geschäftsprozesse zu verbessern und/oder zu integrieren (Business Process Fusion). Das haben auch die Auguren von Gartner im Juli diesen Jahres im IT Scenario 2005 herausgefunden. Aber das ist doch zwischenzeitlich alles nichts Neues mehr. Und das die Rolle des heutigen CIO einen anderen Fokus als in der Vergangenheit hat wissen wir auch: Betriebswirtschaftliches Verständnis und fundamentale Kommunikations- und Management-Skills sind heute für einen CIO unumgänglich.

Ich bin im Übrigen der Meinung, dass sich in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung in der Kommunikationskultur zwischen IT und Business feststellen lässt. Die Augenhöhe ist in der Regel gewährleistet. Insofern ist es nachvollziehbar, dass ein entsprechend „mittelbar“ positionierter CIO davon ausgehen kann, dass sich seine Rolle in der nächsten Zeit nicht fundamental verändern wird. Diejenigen aber, die hier fürchten zerrieben zu werden und ihre Position noch meinen finden zu müssen, waren diese Leute denn überhaupt jemals ein Chief Information Officer?? Es steht auf meiner Visitenkarte, also bin ich es! Leider sieht die Realität doch ein wenig anders aus. Bei Gartner geht man davon aus, dass sich bis etwa zum Jahre 2010 die IT-Profession in vier Bereiche unterschiedlicher Expertise teilen wird: In Technologie und Infrastrukur, in Informations-Design und -Management, in Prozess-Design und -Management und Beziehungs- bzw. Sourcing-Management. Ich halte diese Annahme durchaus für richtig, eine Aufteilung auf unterschiedliche Köpfe kann ich mir jedoch eigentlich nur im Bereich Technologie vorstellen: Ein Chief Technology Officer (CTO) wird sich primär darum zu kümmern haben, das die Infrastrukturen verfügbar sind und die Systeme laufen. Aber auch das ist heute schon so. Die verbleibenden drei Expertisen sehe ich auch in der Zukunft im Profil des CIO gefordert.

Daher, meine Damen und Herren, die in Bezug auf Ihre Rolle in den nächsten Jahre vielfach artikulierte Unsicherheit halte ich nicht für gerechtfertigt. CIOs und IT-Verantwortliche der Gegenwart haben verstanden, dass sie die Unternehmensrealitäten mitsamt den Kerngeschäftsprozessen verstanden haben, sowie auch die vielfältigen Kundenanforderungen der jeweiligen Branche, die es zu unterstützen gilt.

Der CIO der Zukunft wird, wenn er denn einer sein will, Vielseitigkeit, Geschäftsverständnis und vor allem Innovations- und Veränderungs-Bereitschaft demonstrieren müssen. Ob sich darüber die Geister scheiden werden?

Vielleicht, der Weg aber sicher nicht.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.

executivesymposium 2005