Der Mittelstand bildet das Fundament unserer Wirtschaft

Was assoziieren wir eigentlich mit dem Begriff Mittelstand? Die im deutschen Sprachraum gebräuchliche Bezeichnung Mittelstand umfasst lt. Lexikon die Freien Berufe, die gehobenen und mittleren Angestellten und kleine und mittelständische Unternehmer (KMU) auch Small and Medium sized Enterprises (SME) genannt. Aus quantitativer Sicht bezieht sich der Mittelstandsbegriff auf Unternehmen aus Handel, Handwerk, Industrie, Produktion und Dienstleistungen sowie Freie Berufe, die eine bestimmte Grösse nicht überschreiten. Zur Grössenbestimmung werden auch die Kriterien Jahresumsatz, Anzahl der Beschäftigten und Bilanzsumme herangezogen und dies recht widersprüchlich. Fasst man den kleinsten gemeinsamen Nenner zusammen, so kann festgehalten werden: Mittelstand = im engeren Sinne, Beschäftigte: 50 bis 249 bzw. 499, Jahresumsatz: 0,5 Mio. EUR bis 50 Mio. EUR, Bilanzsumme: bis 27 Mio. EUR. Da die Branchen betriebswirtschaftliche Eigenheiten hinsichtlich Kapitaleinsatz, Anzahl der Arbeitsplätze und Umsatz aufweisen, ist zu fragen, ob qualitative Kriterien den Mittelstandsbegriff abzugrenzen helfen. Einheit von Eigentum, Leitung, Haftung und Risiko, also Einheit von wirtschaftlicher Existenz und Führung sowie die verantwortliche Mitwirkung der Unternehmensführung an allen unternehmenspolitisch relevanten Entscheidungen. Im internationalen Vergleich wird übrigens der Small Business oder das mittelgroße Unternehmen anhand einer Obergrenze definiert, die je nach Staat zwischen 100 und 500 Beschäftigten variiert.

Lassen Sie mich diese Definition als Hintergrund einer Betrachtung in Bezug auf den Einsatz von Informationstechnologie und IT Management in diesen Unternehmen zugrundelegen. „Der Mittelstand bildet das Fundament unserer Wirtschaft – das gilt auch in der IT- und Telekommuniktionsbranche. Mittelständische Unternehmen wirken hier in besonderem Masse als Innovationstreiber. Darüberhinaus hängt die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens heute zunehmend davon ab, ob und wie stark die Nutzenpotenziale innovativer Technologien für das eigene Geschäftsmodell und die eigene Branche erschlossen werden können“, erklärt Heinz Paul Bonn, Vizepräsident beim BITKOM. Er hat Recht.

Es ist jedoch festzustellen, dass insbesondere kleinere Mittelstandsunternehmen diese Nutzenpotenziale nur sehr langsam heben. Woran liegt das? Ich bin der Meinung, dass der Grund oftmals darin liegt, das das IT-Management in diesen Unternehmen aus der Vergangenheit sehr stark von der technologischen Seite geprägt wurde. Der Auftrag des EDV-Verantwortlichen, wie er noch vor nicht allzu langer Zeit betitelt wurde, lag primär darin, die Systeme am Laufen zu halten. Von „Business Alignment“ war damals nicht die Rede. Das hat sich, wir wir alle wissen, grundlegend geändert. Im übrigen bin ich der Meinung, dass heute auch in jedem kleineren mittelständischen Unternehmen der IT-Leiter ein Verständnis dafür entwickeln muss, wie und in welchem Umfange die eingesetzte Technologie dem Unternehmen einen Nutzen bringt. Begrifflichkeiten wie beispielsweise Outsourcing oder Business Prozess Management mögen den Eindruck vermitteln, das sie für den Mittelstand nicht relevant sind. Ich sage Ihnen, es ist nicht mehr eine Frage ob Sie sich damit befassen müssen, es gilt nur noch zu klären wann. Bevor Sie sich jedoch mit diesen Themen beschäftigen, definieren Sie genauestens Ihre Anforderungen und zwar gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen die fürs Geschäft verantwortlich sind. Gerade in kleineren Unternehmen neigt die IT dazu deren Einsatz immer noch primär von der technologischen Seite zu beurteilen. CRM beispielsweise: CRM ist kein IT Thema. Customer Relationship Management ist eine strategische Angelegenheit und die MÜSSEN Sie im Sinne der Businessseite betrachten. Alles Andere ist kontraproduktiv. Damit die Informations- und Kommunikationstechnologie als solides Fundament für die mittelständischen Unternehmen dienen kann, identifizieren Sie die zuvor erwähnten Nutzenpotentiale in Bezug auf die geschäftlichen Ziele Ihres Unternehmens. Dann wird aus dem IT-Leiter zwangsläufig ein CIO.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.