Mittelstand und IT in 2006

Es ist alles schon gesagt worden, nur noch nicht von allen!
sagte einst Karl Valentin. Würde er noch leben, wäre er vielleicht in Diensten des einen oder anderen Analysten. Jedes Jahr im Januar könnte man geneigt sein zu denken, dass eben diese Analysten Karl Valentins Weisheiten Weihnachten auf dem Gabentisch hatten und sich so wieder motivierten. Aber Spass beiseite.

Was wird uns in 2006 beschäftigen? Was sagen die Auguren?

Lassen Sie es mich einmal durch die Brille eines IT-Leiters oder CIOs betrachten. Der IT-Leiter eines Mittelstandsunternehmens sieht sich den gleichen Aufgaben gegenübergestellt wir der CIO in einem grossen Unternehmen oder Konzern. Das war nicht immer so. Business Process Management (BPM), Sicherheit und natürlich der betriebswirtschaftliche Nutzen der Informationstechnologie werden die wesentlichen Punkte sein, auf die er sein Augenmerk wird richten müssen.

Und dann haben wir da noch das hautpsächlich von Konferenzveranstaltern und Fachpresse getriebene Thema SOA (Service Orientated Architecture). Das Thema service-orientierte Architekturen wird in letzter Zeit zunehmend kontroverser diskutiert. Neuerdings hören wir immer häufiger, SOA ist kein Technologie- sondern ein Managementkonzept. Strategie oder Hype? Ich sehe es mehr als Hype. Das gleiche gilt für das Thema Compliance, insbesondere Sarbanes-Oxley (SOX). Für die 18 deutschen Unternehmen, die an amerikanischen Börsen notiert sind, ist SOX sicherlich ein ernstes und kostenintensives Thema. Auch bei uns in Deutschland ist das Thema Compliance von grosser Wichtigkeit, ich würde es jedoch nicht als eines der vorherrschenden Themen für 2006 sehen.

Eine bemerkenswertes Statement hören wir von John Mahoney von Gartner. Er warnt davor, das Internet zu unterschätzen. Er sieht eine zweite Internet-Revolution am Horizont erscheinen. Das Internet hat zwischenzeitlich unser Leben grundlegend beeinflusst und verändert. Mahoney sieht neben den technologischen Aspekten auch zunehmend die sozialen Dimensionen des Internets im zwingenden Fokus des IT-Managements, egal ob Mittelstand oder Konzern. Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft und in der IT-Industrie werden einen immensen Einfluss auf die IT-Organisationen haben. Die Faktoren in Bezug auf Wirtschaft und Gesellschaft sind Themen wie Globalisierung, Unsicherheiten in sozialer und politischer Hinsicht, demographische Veränderungen und dies alles auch noch in den jeweiligen regionalen Ausprägungen. Das bringt uns neue Möglichkeiten, einhergehend jedoch mit Herausforderungen und vielleicht sogar Bedrohungen. Bisher wurde diesbezüglich die Bedeutung des Internets unterschätzt.

Die derzeitigen Verkaufszahlen im Bereich der digitalen Unterhaltungselektronik lassen auch den Konsumenten in den Augen der Hersteller eine neue Bedeutung erlangen. Könnte es sein, das in noch nicht allzu langer Zeit die Hersteller mehr Umsätze im Consumer-Segment als bei ihren bisherigen Geschäftskunden machen? Ganz so abwegig ist diese Einschätzung meines Erachtens nicht.

Trends sind nicht verbindlich, doch geben uns diese Einschätzungen hilfreiche Anhaltspunkte. Machen Sie das beste draus.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.

executivesymposium 2005