Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!

Nicht immer ist diese Alltagsweisheit richtig. Wer nicht auf den Mund gefallen ist, hat gute Karriere-Chancen heißt es zudem. So glauben viele Chief Information Officer und IT-Manager dem Argument vieler Personalberater, das ein Auftreten und Referieren bei Kongressen, Tagungen und sonstigen Versammlungen der berufsständischen Art der Karriereentwicklung dient. „Ich mache einen guten Job, rede viel darüber, dann werde ich schon von meinem nächsten Arbeitgeber bzw. vom beauftragten Headhunter entdeckt!“. Diese Rechnung vieler Führungskräfte geht jedoch längst nicht immer auf.

Wenn man sich das Referentenangebot der einschlägigen Anbieter einmal näher betrachtet, stellt man mit großer Verwunderung fest, daß es einen harten Kern von Rednern zu geben scheint, die immer und überall was zu sagen haben. Bei einigen Konferenzveranstaltern schmücken die stets gleichen Gesichter die Titelblätter. Ich bin immer wieder erstaunt, daß diese Herren nun wirklich zu ziemlich allem, was das IT-Themenspektrum hergibt, was zu sagen haben. Man ist geneigt zu glauben, daß die offerierten Redner auf der Pay-Roll des Veranstalters stünden! Erstaunlicherweise rekrutieren sich die Preisträger der vom jeweiligen Veranstalter vergebenen Awards dann der Einfachheit halber oftmals aus dem gleichen Kreise.

Berufsbedingt besuche ich eine Vielzahl berufsständischer Informationsangebote und treffe deshalb häufig auf den zuvor beschriebenen Personenkreis. Einmal abgesehen davon, daß die Profilneurose das einzig wirklich entwickelte Charakteristikum bei den zuvor beschriebenen Rednern zu sein scheint, ist es um die rhetorischen Fähigkeiten und/oder Presentation-Skills leider auch nicht immer zum Besten bestellt. (Die Damenwelt ist diesbezüglich löblicherweise bisher nicht in Erscheinung getreten!) Gepaart mit einer PowerPoint-Präsentation, die dem Zuhörer mitunter vierzig oder mehr Folien in dreißig Minuten um die Augen und Ohren schleudert, bringt die Audio-Spur des Referenten unweigerlich die Frage in mir auf: Was und wem soll das nützen?

Es hat sich gezeigt, daß übermäßiges Auftreten auf Veranstaltungen von Vorgesetzten nicht immer positiv und schon ganz und gar nicht karrierefördernd gesehen wird. Einige ehemals bundesweit bekannte CIO-Konterfeis haben sich einen neuen Arbeitgeber suchen müssen, u. A. deshalb weil sie in den Augen des Vorgesetzten mehr auf Tagungen zugegen waren als im eigenen Unternehmen. Wir sehen sie heute kaum noch, bzw. gar nicht mehr. Sie haben gelernt.

Ich erlaube mir Ihnen geneigter Leser hier und heute einen Rat zu geben: Dosieren Sie Ihre Auftritte, damit sich in Zeiten wackliger CIO-Stühle ihr Mitteilungsbedürfnis sich nicht negativ auf Personalentscheidungen Ihres Vorgesetzten auswirkt. Gegen 1-2 Vorträge pro Jahr ist nun wirklich nichts einzuwenden, aber wenn es 30 (!) und mehr werden, dann stellt sich die Frage ob man sinnvollerweise nicht gleich einen eigenen Fernsehsender gründet.
Machen Sie sich rar, lehnen Sie auch mal Anfragen ab. Weniger ist mehr, in jeder Hinsicht. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche und den Kern Ihrer Botschaft, was mit Sicherheit zu einem besseren Ergebnis bei Ihren Zuhörern und der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung Ihrer Kompetenz führt als die Überfrachtung mit unspezifischem Beiwerk und Dutzenden von Folien.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.